Unruhe an den Finanzmärkten. Unsicherheit ist nie gut für die Finanzmärkte.

Unruhe an den Finanzmärkten.
Am Montag, 10. März 2025, verzeichneten die globalen Aktienmärkte den grössten Tagesverlust seit 2022. Ein neues Schlagwort prägte die Diskussion: "Trumpcession" – eine Rezession in den USA, ausgelöst durch die wirtschaftspolitischen Massnahmen von Donald Trump.
Ein Rückblick: Nach der erneuten Wahl Trumps zum US-Präsidenten reagierten die Märkte zunächst mit Euphorie. Die Erwartung niedrigerer Steuern und geringerer Regulierung beflügelte insbesondere US-Aktien. In der Folge stieg der Markt um fast 20%, getragen vor allem von den sogenannten "Magnificent Seven": Apple, Microsoft, Amazon, Google, Meta (Facebook), Nvidia und Tesla.
Seit Jahresbeginn haben wir wiederholt auf die Überbewertung dieser Titel hingewiesen. Wir beobachten massive Umschichtungen: Während Hedgefonds – oft als "Smart Money" bezeichnet – vermehrt ausstiegen, griffen private Anleger unüberlegt zu.
Hedgefonds sind in der Regel die ersten Investoren in einem neuen Trend. Zu dem Zeitpunkt erkennen viele Investoren das Anlagethema noch nicht. Wenn dann aber ein Anlagethema in aller Munde ist und an jeder Veranstaltung darüber gesprochen wird, steigen die Hedgefonds als Erstes aus. Hier ein aktuelles Beispiel:

Quelle: Twitter X: David Marlin, @Marlin_Capital, 23.02.2025
Die Grafik zeigt die Käufe und Verkäufe von Hedgefonds der grossen Technologieaktien. Wir haben in den vergangenen Wochen den drittgrössten Verkauf der grossen Technologieaktien der Hedgefonds gesehen. Häher war die Verkaufswelle nur im Juli 2024 und im Februar 2021. Konsistent zu der Umfrage in der Grafik weiter oben bauen die grossen institutionellen Investoren und Hedgefonds ihre Bestände ab.

Quelle: Twitter X: Global Markets Investor, @GlobalMktObserv, 20.02.2025
Die Grafik zeigt die Volumen von Privatinvestoren, die seit Januar 2024 in den Technologiesektor geflossen sind. Die Volumen, die in den breiten Markt (S&P 500) geflossen sind, waren rückläufig, dafür haben die Volumen, die in den Technologieindex NASDAQ geflossen sind, stark zugelegt. Vor allem seit Anfangsjahr sind die Volumen explodiert.
Die Hedgefonds und institutionellen Investoren verkaufen aktuell ihre Bestände an die Privatinvestoren, die noch viel zu spät auf den Trend aufspringen.
Der unmittelbare Auslöser für die erwartete Korrektur waren die enttäuschenden Quartalszahlen von Nvidia. Während die Aktie Anfang des Jahres noch um 4 % im Plus lag, fiel sie nun um mehr als 20%. Tesla musste seit Jahresbeginn sogar einen Rückgang von 45% hinnehmen.
Zusätzlich zur erwarteten Marktkorrektur verschärfen politische Unsicherheiten die Situation. Die unvorhersehbaren handelspolitischen Ankündigungen Trumps – 10 % Zölle, dann doch keine, dann 15 %, schliesslich 50 % – führten zu einem erheblichen Vertrauensverlust. Unsicherheit gilt als Gift für die Märkte.

Quelle: Twitter X: Spencer Hakimian, @SpencerHakimian, 08.03.2025
Die Grafik zeigt eine Analyse der Investmentbank Goldman Sachs, wie sich die Inflation auswirkt, je nachdem wie hoch die Zölle ausfallen. Würden keine Zölle beschlossen (hellgraue Linie) so würde die Inflation bis Ende Jahr leicht sinken. Die hellblaue Linie zeigt die Auswirkungen einer Zollerhöhung um 10%, dunkelblau um 20% und rot um 50%.
Ein Inflationsanstieg auf über 3% hat durchaus das Potenzial, der Wirtschaft massiv zu schaden.

Quelle: Twitter X: Barchart, @Barchart, 01.03.2025
Die Grafik zeigt den von der Citibank berechneten Unsicherheitsindex. Er erreichte höhere Werte als während der Finanzkrise 2008. Bislang wurde dies vom Markt weitgehend ignoriert, da Trump in seiner ersten Amtszeit stets zurückgerudert war, wenn Marktverluste eintraten.
Dieses als "Trump-Put" bekannte Phänomen diente als eine Art informelle Absicherung gegen grössere Verluste.
Nun hat sich Trump von dem distanizert. Am Wochenende erklärte er, dass seine Maßnahmen langfristig notwendig seien – selbst wenn sie kurzfristig eine Rezession auslösen. Damit war der Trump-Put vermeindlich hinfällig, die Börsen reagierten mit massiven Abverkäufen, und der Begriff "Trumpcession" war geboren.

Quelle: Twitter X: The Kobeissi Letter, @KobeissiLetter, 07.03.2025
Die Grafik oben zeigt die Kursentwicklung amerikanischer Aktien unter der ersten Amtszeit von Trump (Trump 1.0) und aktuellen Amtszeit (Trump 2.0). Aktuell sind wir also durchaus noch im gleichen Fahrwasser wie unter Trump 1.0. Den Trump-Put jetzt schon abzuschreiben, ist aus unserer Sicht zu früh. Das kann auch einfach Verhandlungstaktik sein.

Quelle: Twitter X: Equity Clock, @EquityClock, 07.03.2025
Die Grafik zeigt die Veränderung der Beschäftigungszahlen in den USA 2025 (rot), 2024 (grün) und der Durchschnitt der letzten 10 Jahre (blau).
Trotz eines ungewöhnlichen Rückgangs der Beschäftigung auf Bundesebene im Februar entsprach der Anstieg der Beschäftigtenzahlen im zweiten Monat des Jahres der saisonalen Norm, gestützt durch einen Sprung in der Produktionstätigkeit, da die Unternehmen auf die Umsetzung der Politik des neuen Präsidenten reagieren und diese vorwegnehmen. Die Zahl der Beschäftigten stieg im Februar um 891.000 oder 0,6 % (NSA), was der für den zweiten Monat des Jahres üblichen Veränderung entspricht.

Quelle: Atlanta Fed, GDPNow, 12.03.2025
Die Grafik zeigt den GDPNow-Indikator der US-Notenbank von Atlanta. GDPNow ist ein Prognosemodell das eine Echtzeit-Schätzung des Bruttoinlandsprodukts (BIP, engl. GDP) für das aktuelle Quartal liefert.
GDPNow basiert auf einem Nowcasting-Ansatz, das heißt, es nutzt aktuelle Wirtschaftsdaten, um eine sofortige Einschätzung des Wirtschaftswachstums zu liefern. Es verwendet dieselbe Formel, die auch das US Bureau of Economic Analysis (BEA) für das offizielle BIP nutzt, kombiniert aber eine automatisierte Berechnungsmethode.
Verschärfend auf den Kursrückgang wirkte der relativ neue GTPNow-Indikator, der das tagesaktuelle BIP-Wachstum misst. Dieser fiel in der vergangenen Woche abrupt von +2 % auf -3 %. Die Ursache dafür waren stark gestiegene Lagerbestände, die der Indikator als Vorzeichen einer Rezession interpretierte. Tatsächlich lag der Grund jedoch darin, dass viele Unternehmen ihre Bestände aufstockten, um bevorstehende Zollerhöhungen zu umgehen – eine Fehlinterpretation des Modells.
Die Kombination aus höheren Zöllen, sinkendem Konsum und steigender Arbeitslosigkeit – unter anderem aufgrund der Entlassung zahlreicher Regierungsangestellter, könnte die US-Wirtschaft in eine Rezession treiben. Aber nur, wenn der Streit massiv eskalieren würde. Die aktuelle Angst erachten wir als übertrieben.
Eine weitaus grössere Herausforderung für die Märkte könnte in diesem Jahr aus einer anderen Richtung kommen: die steigende Staatsverschuldung der USA. 2025 müssen Staatsanleihen im Volumen von 7 Billionen US-Dollar refinanziert werden – zusätzlich zur ohnehin wachsenden Neuverschuldung. Sollten die Zinssätze nicht weiter sinken, entsteht eine kritische Situation.

Quelle: Twitter X: Gordon Johnson, @GordonJohnson19, 10.01.2025
Die Grafik zeigt die Laufzeit der amerikanischen Staatsanleihen. 2025 müssen fast 7 Billionen USD refinanziert werden.
Unsere Positionierung
Für Anleger mit langfristigem Horizont bieten diese Entwicklungen jedoch auch Chancen. Bereits seit Monaten haben wir unsere Marmot Portfolios von Wachstumswerten (Growth) in substanzstarke Titel (Value) umgeschichtet.
Das hat sich 2025 ausbezahlt:
Der MSCI US Growth Index liegt seit Jahresbeginn 10 % im Minus,
während der Russell 1000 Value Index mit +1 % stabil bleibt.
Dank dieser Strategie waren in den letzten Tagen keine hektischen Verkäufe nötig. Auch wenn das oben erwähnte Verschuldungsthema aufkommt, würde unser Portfolio von der Stabilität substanzstarker Unternehmen, die im Gegensatz zu hoch verschuldeten Wachstumswerten weniger anfällig für steigende Zinsen und Refinanzierungsrisiken sind, profitieren.
Für Neukunden, die bisher nicht vollständig investiert sind, nutzen wir nun die Gelegenheit, gezielt in Substanzwerte einzusteigen, da die Turbulenzen bei Wachstumswerten und den "Magnificent Seven" wohl noch nicht ausgestanden sind.
Mit unserem Ansatz setzen wir auf Beständigkeit und eine solide Entwicklung, unabhängig von herausfordernden Marktbewegungen.
Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik
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