Folgt nach der US-Bankenkrise die US-Staatskrise?
Chart der Woche
Quelle: Twitter, AndreasStenoLarsen: @AndreasSteno, 11.5.2023
Die Grafik zeigt die Inflation von 1970 bis 1984 (rot) und die Inflation von heute (schwarz).
Warum das wichtig ist
Man liest immer wieder den Satz, dass die Rendite in der Vergangenheit keine Aussagekraft für die Rendite in der Zukunft hat. Dennoch suchen die Anleger in unsicheren Zeiten ähnliche Situationen, um eine Vorhersage zu machen. Die aktuelle Phase einer langen Zeit tiefer Zinsen und dann eine stark ansteigende Inflation, gab es das letzte Mal 1970. Die Ähnlichkeit der Kurven ist frappant.
Nach diesem Szenario würden wir eine sinkende Inflation bis Ende 2024 sehen, dann würde sie bis 1928 nochmals stark ansteigen.
Solche Prognosen sind für jeden wichtig, der sein Haus mit Hypotheken finanziert. Schliesst ein Hausbesitzer jetzt eine Hypothek über 5 Jahre ab, so besteht die Gefahr, dass er genau im höchst 2028 refinanzieren muss.
Zahlungsfähigkeit der USA
Der USD gilt als die unangefochtene Weltwährung. Ein grosser Teil des weltweiten Handels wird in USD abgewickelt. Gibt es auf der Welt eine Krise, so flüchten die Anleger in den USD. Doch nun ziehen Wolken auf.
Das Parlament in den USA legt jeweils eine Höchstgrenze der Verschuldung fest. Wird diese erreicht, muss das Parlament diese erhöhen, damit die USA weiter Zahlungsfähig bleibt. 2011 hat das Parlament eine Erhöhung das letzte Mal verweigert. Die Regierung musste alle Beamten in eine Zwangspause schicken und die Renten konnten nur mit Verzögerung bezahlt werden. Ein solcher Fall droht wieder.
Aus Presseerklärungen des US-Finanzministeriums geht hervor, dass den USA derzeit noch 185 Mrd. Euro zur Verfügung stehen, bevor die Schuldenobergrenze erreicht wird. Aktuell sinkt der Betrag um 10 Mrd. pro Tag. In 19 Tagen wird die Obergrenze also erreicht sein. Solange bleibt der Politik noch, um eine Lösung zu finden.
Am Freitag hätten sie die Spitzen beider Parteien in den USA mit Präsident Biden treffen sollen, um eine Lösung zu besprechen. Das Treffen wurde abgesagt. Die Positionen der Parteien seien noch zu weit auseinander. Ein neuer Termin wurde nicht genannt.
Quelle: Twitter, Isabelnet: @Isabelnet_SA, 12.5.2023
Die Bank JP Morgan hat bei ihren Kunden eine Umfrage gemacht, ob sie mit einer Einigung rechnen. 70% rechnen mit einer Lösung in letzter Minute, wie das bisher immer der Fall war. Die meisten Befragten rechnen aber damit, dass es nur eine kurzfristige Lösung geben wird, zum Beispiel bis Ende Jahr.
Jetzt könnte man sich doch zurücklehnen und sagen "Alles in bester Ordnung". Es hat aber den Anschein, dass sich die Anleger da doch nicht so sicher sind.
Quelle: Twitter, MichaelMcDonough: @M_McDonough, 11.5.2023
Für Anleger gibt es die Möglichkeit, sich vor einem Totalverlust von Obligationen zu schützen, mit einer Versicherung. Diese Versicherungsrechte werden an der Börse gehandelt und heissen Credit Default Swaps (CDS). Die Grafik zeigt den Preis der Versicherungsprämien für US-Staatsanleihen von unterschiedlicher Laufzeit. Die Prämien für eine Anleihe, die noch 6 Monate läuft, sind regelrecht explodiert. Die Versicherungsprämien sind nun höher als die der Staatsschulden von Mexiko, Griechenland oder Brasilien.
Quelle: Twitter, MacroMicro: @MacroMicroMe, 12.5.2023
Die Grafik zeigt den Preis der Versicherungsprämie (CDS) für eine US-Staatsanleihe mit einer Laufzeit von 5 Jahren seit 2008. Die Preise näheren sich dem Stand von der grossen Finanzmarktkrise von 2007 bis 2009,
Wie allen Versicherungen muss man auch bei den CDS das Kleingedruckte lesen. Die Frage ist, wann ist ein Staat Zahlungsunfähig und Bankrott. Hierzu gibt es unterschiedliche Begriffe.
"Bei einem CDS-Vertrag leistet der Sicherungsgeber die Zahlung bei Eintritt eines Kreditereignisses. Es gibt eine Reihe von Ereignissen, die als Kreditereignisse definiert werden können. Ein solches Ereignis ist der Ausfall, bei dem es sich um einen technischen oder tatsächlichen Ausfall handeln kann.
Ein Ausfall liegt vor, wenn eine Gegenpartei mit ihrer Zahlung in Verzug gerät. Man spricht von einem technischen Ausfall, wenn es sich nur um einen Zahlungsverzug handelt und der Schuldner weiterhin die Absicht hat, in einem Zeitraum von einem bis drei Monaten zu zahlen. Da der Schuldner zu zahlen beabsichtigt, kann dies nicht als tatsächlicher Verzug angesehen werden. Ein Verzug wird nur dann als tatsächlicher Verzug eingestuft, wenn er tatsächlich in Verzug ist und dies erklärt. In einem solchen Fall stufen die Ratingagenturen den Schuldner ebenfalls herab und ändern sein Rating auf "D"."
Quelle: Finance Train, 14.05.2023
Mit anderen Worten: Wenn die US-Regierung drei Monate lang nicht zahlen kann, handelt es sich nur um einen technischen Zahlungsausfall. Nur wenn die Situation länger als drei Monate anhält, handelt es sich um einen echten Zahlungsausfall.
Quelle: Twitter, TheDailyShot: @SobertLook, 11.5.2023
Die Grafik zeigt die Veränderung der Zinskurve der letzten Woche. Noch vor einer Woche (blau), lagen die Zinsen für eine US-Staatsanleihe mit einer Laufzeit von einem Monat bei 4.5%. Nun eine Woche später (rot), liegt der Zins bei 5.5%. Eine so grosse Veränderung in so kurzer Zeit ist selten.
Die Zinsen für die Anleihen mit einer höheren Laufzeit hat sich der Zins nur leicht verändert. Es ist also noch nicht zu spät, auch länger laufende Staatsanleihen jetzt noch zu verkaufen.
Quelle: The White House, The Potential Economic Impacts of Various Debt Ceiling Scenarios, 14.05.2023
Die US-Regierung hat eine Studie publiziert, die aufzeigt, welchen negativen Effekt ein Zahlungsausfall der USA auf die Wirtschaft hätte. Ein Zahlungsausfall unter drei Monate (Short Duration) hätte nur einen kleinen Effekt. Dauert der Zahlungsausfall länger (Protracted Default) wäre der Einfluss massiv. Das Bruttosozialprodukt (GDP) könnte um über 6% fallen.
Diese Zahlen sind natürlich etwas mit Vorsicht zu betrachten. Die aktuelle Regierung, die von den Demokraten geführt wird, hat aktuell das Interesse, die Lage zu dramatisieren, um die Republikaner zu einem Kompromiss zu zwingen.
Quelle: YouTube, FinanzmarktWelt.de, 12.05.2023, Zeitstempel 01:50
Bisher haben wir nur über die Märkte von US-Staatsanleihen gesprochen. Ein Zahlungsausfall der US würde auch die Aktienmärkte betreffen. Die Grafik zeigt die Rendite des breiten US-Aktienmarktindex von heute und 2011, als der letzte Lock-Down der Regierung Tatsache wurde. Die Aktienmärkte dürften bis zu 10% einbrechen. Ein möglicher Währungsverlust, nicht eingerechnet.
Quelle: Twitter, TheDailyShot: @SobertLook, 11.5.2023
Die Grafik zeigt, dass auch die US-Regierung unter den hohen Zinsen leidet und nicht nur die Firmen und Bürger. Die Grafik zeigt die monatlichen Zinsen, die die USA auf ihren Staatsschulden zahlen muss. Diese haben sich seit dem Tiefststand im April 2021 fast verdoppelt. In der aktuellen Lage schränkt dies auch die Flexibilität der US-Regierung stark ein.
Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik
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