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martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 39/2024

In China beginnt die Party, US-Wahlen - Auswirkungen auf die Märkte



Chart der Woche

Quelle: TradingView, Marmot, 02.10.2024



Warum das wichtig ist.


Vor zwei Wochen hatten wir bereits über China geschrieben, mit dem Titel "Ist der Zauber in China vorbei?". Da hatten wir geschrieben: "Damit es zu einer Trendwende kommt, muss sich der Immobilienmarkt stabilisieren und/oder die chinesische Regierung mehr Mittel in den Markt pumpen, um Immobiliengesellschaften zu retten.".


Genau das ist nun geschehen. China hat angekündigt:

  • Zinssenkung um 20 Basispunkte.

  • Die Mindestreserveanforderungen für große und mittelgroße Banken wurden um 50 Basispunkte gesenkt. Dadurch werden rund 1 Billion CNY (ca. 142 Milliarden USD) an zusätzlicher Liquidität freigesetzt..

  • Hypothekendarlehen: Die Zinsen für bestehende Hypothekendarlehen sollen gesenkt werden.

  • Aktienmarkt: Die PBOC will den Aktienmarkt stützen, indem sie Finanzinstitute mit günstiger Liquidität versorgt, um Aktienkäufe zu fördern.

  • Immobilienmarkt: Die Mindestanzahlung für ein zweites Wohnbau-Darlehen wurde von 25% auf 15% gesenkt....


China fokussiert mit den Massnahmen auf drei Punkte: Konjunkturankurbelung,

Stabilisierung des Immobilienmarktes und Stützung des Aktienmarktes.


Die Börse hat eine Woche nach der Ankündigung um fast 30% zugelegt. Damit ist der Aktienindex wieder auf dem Stand von Anfang 2023. Die Massnahmen können zu einer nachhaltigen Trendwende für die Märkte in China führen. China ist wieder zurück im Spiel.



US-Wahlen - Auswirkungen auf die Märkte


Zuerst will ich die Erwartungen dämpfen. Die ganze Welt fokussiert auf den Wahlkampf, für die Börsen ist der Wahlkampf aber wesentlich weniger wichtig, als viele denken. Kein Präsident oder keine Präsidentin werden Massnahmen beschliessen, die zu einem Niedergang einer ganzen Branche oder der Gesamtwirtschaft führen und zu hoher Arbeitslosigkeit führen. Die Firmen können sich gut an eine republikanische oder demokratische Wirtschaftsordnung anpassen. Gewisse Branchen werden es schwerer oder einfacher haben, dazu später mehr.


Wichtig ist aber, ob die gleiche Partei, die den Präsidenten stellt, auch beide Parlamentskammern kontrolliert. Am 4. November wird nicht nur der neue Präsident oder die neue Präsidentin gewählt, sondern auch 33 Senatoren und alle 435 Mitglieder des Repräsentantenhauses. Wenn auch nur eine Parlamentskammer nicht von der Partei dominiert wird, die das Präsidentenamt stellt, führt das zu Kompromissen und weniger einschneidenden Massnahmen. Aktuell sieht es aus, dass genau dies geschehen wird.


Die Prognosen für die Wahl in einem Monat zeigen auf, dass es sehr eng werden wird.


Quelle: 538, 23.07.2024


In allen aktuellen Umfragen liegt Harris 1-3 Prozentpunkte vor Trump. Dieser Vorsprung liegt aber in der statistischen Unschärfe. Die Wahl wird sehr eng werden und ein Fehltritt einer der Kandidaten kann das Blatt wenden.

Wichtig ist aber nicht ob ein Kandidate die Mehrheit der US-Amerikaner hinter sich hat sondern ob er mehr Elektrorenstimmen hat. In jedem Staat wird eine bestimmte Zahl Elektrorenstimmen verteilt. Es geht nach dem Prinzip "The winner takes it All".


Quelle: 270towin, 03.10.2024


Die Grafik zeigt in jedem Staat die Anzahl Elektorenstimmen, die zu vergeben sind, und ob aktuell die Demokraten (blau) oder die Republikaner (rot) diese Stimmen bekommen. Wer 270 Elektorenstimmen hat, hat gewonnen.


Auch in den Umfragen und Berechnungen liegen die Demokraten leicht vorn. Aber die Wahl wird in den braun markierten Staaten entschieden. Dort ist nicht klar, auf welche Seite sie tendieren. Historisch haben diese Staaten auch oft die Seite gewechselt. In diesen sogenannten "Battle States" wird sich die Wahl entscheiden und dort liegt auch der Fokus der Kampagnen und Wahlauftritte der Kandidaten.


Quelle: 270towin, 03.10.2024


Die Grafik zeigt die Prognose für den Senat. Hier wird allgemein erwartet, dass die Republikaner gewinnen werden. Dies vor allem auch darum, weil wesentlich mehr demokratische Senatoren zur Wiederwahl stehen als republikanische Senatoren. Im Senat würde somit die Mehrheit der Demokraten zu den Republikaner wechseln.


Quelle: 270towin, 03.10.2024


Die Grafik zeigt die Prognose für das Repräsentantenhaus. Auch hier liegen beide Parteien gleich auf. Aktuell halten die Republikaner die Mehrheit.


Zusammenfassung: Es sieht nach aktuellen Umfragen nach Harris als Präsidentin und einem republikanisch dominierten Senat aus. Das Repräsentantenhaus ist noch vollkommen offen. Es sieht also nach einer geteilten Machtstruktur aus und dass die beiden Parteien zusammenarbeiten müssen.


Börse in Wahljahren


Source : X, Adam Mancini, @AdamMancini4, 01.10.2024


Die Grafik zeigt die durchschnittliche Rendite von Wahljahren (blau) und der letzten 59 Jahre (rot). Wahljahre haben also in der Regel eine etwas tiefere Rendite.



Source : X, Its A Trap, @jojoeb16, 25.09.2024


Die Grafik zeigt die Rendite des Aktienmarktes 180 Tage vor und nach der Präsidentenwahl seit 1940. Wir sehen die drittbeste Rendite in einem Wahljahr seit 1940. Das unterstreicht die relativ hohe Bewertung der Aktienmärkte, auf die wir in den früheren Marktberichten hingewiesen haben.


Die beiden Kandidaten haben unterschiedliche Pläne für die Wirtschaft. Die Wichtigsten sind:


Trump:

  • Senkung der Steuern für Firmen

  • 10% Zölle auf alle Importe

Harris:

  • Erhöhung der Firmensteuern

  • Unterstützung von mittelständischen Firmen

Auch wenn die Massnahmen von Trump für die Wirtschaft eher positiver aussehen, würden sie zu einer sehr stark ansteigenden Verschuldung führen, was langfristig für die USA schädlich sein könnte. Mittelständische Firmen dürften wohl bei beiden Kandidaten profitieren, wobei Harris bisher nicht klar gesagt hat, wie diese Unterstützung ausfallen soll.


Die Wahl von Harris oder Trump wird vor allem bei einzelnen Branchen grössere Auswirkungen haben:


Trump:

  • Positiv: Kryptobranche generell und Bitcoin.

  • Positiv: Traditionelle Energiefirmen.

  • Positiv: Kleinere Firmen, die nur auf den US-Markt ausgerichtet sind.

  • Negativ: Firmen im Bereich Nachhaltigkeit.


Harris:

  • Positiv: Firmen im Bereich Nachhaltigkeit.

  • Positiv: Kleinere, mittelständische Firmen.

  • Negativ: Pharmabranche wegen Preisobergrenzen für Medikamente.



Keine Entscheidung


So eng wie die Umfragen sind, muss man auch in Betracht ziehen, dass nach dem Wahltag nicht klar ist, wer Präsident werden wird.

Trump hat bereits ein Anwaltsteam in Stellung gebracht, das die Wahlresultate in einigen Staaten anfechten könnte. Auch eine zweite Auszählung aller Stimmen ist hier eine Möglichkeit.


Jeder Bundesstaat muss das Wahlresultat zertifizieren. Die Zertifizierung der Elektoren bzw. Wahlleute muss je nach Staat zwischen dem 21. November und 5. Dezember abgeschlossen sein. Die auf Bundesebene gesetzte Deadline ist der 11. Dezember. Am 17. Dezember findet dann das Electoral College statt. Da treffen sich alle Elektoren und der Präsident wird offiziell gewählt.


Nach Bundesrecht kann während der Auszählung der Wahlleute durch den Kongress im Januar beim Präsidenten des Senats Einspruch gegen die Wahlleute eines Staates eingelegt werden. Der Einspruch muss schriftlich erfolgen und von mindestens einem Fünftel der Senatoren und einem Fünftel der Mitglieder des Repräsentantenhauses unterzeichnet sein. Es sind nur zwei Gründe für einen Einspruch zulässig: dass die Wähler des Staates nicht rechtmässig durch eine Feststellungsbescheinigung bestätigt wurden, oder dass die Stimme eines oder mehrerer Wähler nicht ordnungsgemäß abgegeben wurde.


Erhält kein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen für das Amt des Präsidenten, wählt das Repräsentantenhaus den Präsidenten; erhält niemand die absolute Mehrheit der Stimmen für das Amt des Vizepräsidenten, wählt der Senat den Vizepräsidenten. Die Wahl würde vom bisherigen und nicht neuen Parlament getroffen. Da die Republikaner im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben, würde dann Trump als Präsident gewählt und Walz als Vizepräsident.


Die Unsicherheiten bei einem solchen Ablauf wären sicher nicht gut, aber würden aus unserer Sicht an den Märkten auch keinen Absturz auslösen. Wichtiger sind die Wirtschaftsdaten und ob wir eine Rezession sehen werden oder nicht.





Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


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