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martin1060

Marktanalyse - Kalenderwoche 50/2024

Rückblick 2024 und Ausblick 2025


Chart der Woche


Quelle: Isabelnet, 13.12.2024


Thomas Lee, renommierter Finanzanalyst und Kopf von Fundstrat, bewies 2024 sein Gespür für den Markt, indem er eine der wenigen korrekten Prognosen ablieferte. Die vorliegende Grafik zeigt seine Analyse für 2025, die eine klare Zweiteilung des Jahres hervorhebt: Ein starkes erstes Halbjahr wird den S&P 500 zunächst auf ein Allzeithoch von 7'000 Punkten treiben. Diese optimistische Prognose stützt sich auf robuste Unternehmensgewinne, eine abnehmende Inflation und potenzielle Zinssenkungen der US-Notenbank, was Investoren Vertrauen gibt.


Warum das wichtig ist:


Ab Mitte 2025 erwartet Lee jedoch eine markante Korrektur, die den Index auf 6'600 Punkte bis zum Jahresende zurückfallen lässt. Diese Entwicklung könnte durch Marktüberhitzung, Gewinnmitnahmen oder makroökonomische Unsicherheiten getrieben sein. Dennoch bleibt der Endstand höher als der Jahresbeginn, was weiterhin auf einen insgesamt positiven, aber volatilen Markt für 2025 hinweist.



Rückblick 2024


Fast alle Börsenindizes sind aufgebaut nach der Kapitalisierung. Firmen mit einer höheren Kapitalisierung sind höher gewichtet.

Quelle: X: Charlie Bilello, @charliebilello, 15.12.2024


Die Grafik zeigt die Gewichtung von einem weltweiten Aktienindex nach Marktkapitalisierung nach Ländern. Der amerikanische Aktienmarkt dominiert alles, und in Amerika sind es sieben Aktien die den Markt 2024 getrieben haben.


Quelle: Isabelnet, 17.12.2024


Die Grafik zeigt die Rendite des breiten US-Aktienmarktindex S&P 500 (grau), die Rendite der Mangnificant-7 (Facebook, Amazon, Apple, Microsoft, Google, Tesla und Nvidia) in dunkelblau und die restlichen 493 Aktien des S&P 500 in hellblau.

2024 gab es zwischen den sieben grössten Aktien und dem Rest eine Renditedifferenz von über 30%. Das ist extrem aussergewöhnlich. In einem breit diversifizierten weltweiten Aktienportfolio waren die Magnificant-7 in der Regel untergewichtet und somit konnten 95% aller Investoren nicht mit der Indexrendite mithalten.


Quelle: X: Velina Tchakarova, @vtchakarova, 15.12.2024


Die Grafik zeigt die Produktivität der einzelnen Regionen ausserhalb des Landwirtschaftssektors. Die grosse Dominanz der USA in den Kapitalmärkten, die in den vergangenen Jahren noch stetig gewachsen sind, beruht auf der hohen Produktivität der US-Wirtschaft. Dazu kommt ein hervorragendes Umfeld für Firmenfinanzierungen und Gründungen. Firmen mit neuen Geschäftsmodellen werden darum oft in den USA gegründet. Viele Innovationen der letzten Jahre, die unser Leben verändert haben, kommen aus den USA. Auch in den aktuellen grossen Zukunftsthemen wie Künstlicher Intelligenz und Quantencomputer sind die USA dominierend. Aktuell ist davon auszugehen, dass der Trend zur Dominanz der Aktienmärkte der USA weitergeht.


Quelle: X: Lance Roberts, @LanceRoberts, 16.12.2024


Die Grafik zeigt die Gewinnentwicklung und die Gewinnmargen der Firmen in den USA seit 2021. In Grün die Gewinne der Magnificant-7 und in Blau der restlichen 493 Firmen des S&P 500. Der Bewertungsunterschied ist also durchaus gerechtfertigt. Viele vergleichen die Situation mit der Dotcom-Blase von 2000. Aber im Vergleich zu damals haben die Magnificant-7 wirklich abgeliefert. Höhere Gewinne und höhere Gewinnmargen. Aber Achtung: Das Gewinnwachstum der Magnificant-7 sinkt. Jetzt müssen die restlichen 493 Firmen im S&P 500 übernehmen. Für das vierte Quartal 2024 wird ein Gewinnwachstum von 13% erwartet.


Per Ende Jahr sorgte die US-Notenbank noch für einen Schreckensmoment. Bei der Pressekonferenz der erwarteten Zinssenkung dämpfte Powel, der Chef der Notenbank, die Aussichten für weitere Zinssenkungen massiv. Zugleich warnte er davor, dass die Inflation noch nicht besiegt ist.



Quelle: CME FedWatch Tool, 20.12.2024


Die Grafik zeigt alle Daten der nächsten acht Notenbanksitzungen der US-Notenbank und in Blau die höchste Wahrscheinlichkeit, welcher Zinssatz erwartet wird. Von den ursprünglich vier erwarteten Zinssenkungen sind nur noch zwei übrig geblieben. Eine im März und eine im Dezember 2025. Die Börse reagierte darauf mit starken Einbrüchen. Aber schon zwei Tage später war die Euphorie wieder zurück. Die Kernrate der Inflation für November war tiefer als erwartet (2.8% anstatt 2.9%) und das Bruttoinlandprodukt stieg stärker als erwartet (3.1% anstatt 2.8%). Und schon stellte sich der Spuk der letzten Tage als gute Kaufgelegenheit heraus.



Ausblick 2025


2025 werden zwei Dinge entscheidend sein: Bringt Trump die Inflation zurück und wird das Soft Landing der US-Notenbank zum zweiten Mal seit ihrem Bestehen gelingen?


Quelle: AllieanceBernstein, LinkedIn, 2018


Die Grafik ist schon etwas älter, zeigt aber einfach und gut den Zusammenhang steigender Gewinne der Firmen im S&P 500 und der Kursentwicklung. Die schwarze Linie zeigt die Kursentwicklung des S&P 500 und die blauen Balken die Gewinnsteigerungen der Firmen im S&P 500.

Zu einer grösseren Kurskorrektur kommt es nur, wenn die Firmengewinne sinken, ansonsten sind Kursrücksetzer gute Kaufgelegenheiten.

Das ist auch von der Theorie her durchaus logisch. Der Preis einer Firma, zu der sie am Markt gehandelt wird, ist nichts anderes als die abdiskontierten zukünftigen Gewinne. Sinken diese, sinkt auch der Wert der Firma.


Somit stellt sich die Frage, welche Firmengewinne für 2025 erwartet werden:


Quelle: Isabelnet, 20.12.2024


Die Grafik zeigt die Gewinnerwartungen seit 2016 und wie diese über die Zeit abgeändert wurden. Analysten publizieren Gewinnerwartungen maximal über drei Jahre. Die ersten Gewinnerwartungen für 2025 wurden also 2023 abgegeben. Die Analysten sind grundsätzlich optimistisch und werden mit der Zeit realistischer. Darum ist es normal, dass die Gewinnschätzungen über die Zeit meist etwas abnehmen.

Wichtig ist, dass der Endpunkt des Jahres über dem Endpunkt des Vorjahres liegt. Dann haben die Gewinne zugenommen. 2019 und 2020 waren das nicht der Fall. Aber seit 2020 steigen jedes Jahr die Gewinne an. Auch für 2025 werden nochmals stark steigende Gewinne erwartet. Auch 2025 könnte also ein gutes Börsenjahr werden.


Zuerst werden uns aber noch die Gewinnausweise für das vierte Quartal 2024 beschäftigen. Diese werden ab Mitte Januar bis Mitte März publiziert.

In Amerika gibt es ein Gesetz, das alle kotierten Firmen dazu verpflichtet, Änderungen bei den Gewinnerwartungen sofort zu publizieren. Wäre also das Weihnachtsgeschäft oder auch der Black Friday schlecht gelaufen, hätten wir bereits jetzt Gewinnwarnungen sehen müssen. Da diese ausgeblieben sind, kann mit einem stabilen Gewinnresultat Anfang 2025 gerechnet werden. Das sollte für einen positiven Börsenstart 2025 sorgen.


Die Pessimisten bringen immer wieder auf, dass die Bewertungen zu hoch sind und daher eine Korrektur droht.

Quelle: Isabelnet, 14.12.2024


Die Grafik zeigt die durchschnittliche Bewertung des S&P 500 ohne den Technologiesektor (schwarz) und des Technologiesektors (Blau) auf. Ja, die Bewertungen sind hoch, aber nicht auf historischen Höchstständen. Die Bewertungen und die Kurse können durchaus noch zwei Jahre steigen. Damit es zu einer Trendwende kommt, braucht es einen Auslöser und der ist aktuell nicht zu sehen.

Das gleiche Argument, das die Börsen überbewertet sind, hätte man auch 1997 machen können. Damit steigt die Bewertung auf neue Allzeithochs. Hätte man damals Aktien verkauft, wäre man drei Jahre zu früh ausgestiegen.


Was man aber auf jeden Fall sagen kann, ist, dass in diesen Bewertungshöhen die Chance zu enttäuschen steigt, damit die Nervosität der Anleger und auch die Volatilität. Marktbewegungen von bis zu 4% in eine Richtung, wie wir das letzte Woche gesehen haben, werden uns auch 2025 begleiten. Ein solides Risikomanagement wird 2025 der Schlüssel zum Erfolg sein.


Wir haben in den vergangenen Jahren den grössten und schnellsten Zinsanstieg in der Geschichte der US-Notenbank erlebt. Bisher kam es zu keiner darauffolgenden Rezession. Die US-Notenbank hat nicht gerade einen guten Track-Record. Seit ihrem Bestehen haben sie 15 Mal einen Zinserhöhungszyklus gestartet, 14 Mal haben sie es übertrieben und es kam zu einer Rezession. Nur 1994 nicht.


Quelle: X: Jurrien Timmer, @TimmerFidelity, 29.11.2024


Die Grafik zeigt die Entwicklung des S&P 500 in verschiedenen Zinserhöhungszyklen an. Wir befinden uns aktuell auf dem Pfad des Jahres 1994 (schwarze Linie 2024, blaue Linie 1994). Sollte es doch noch zu einer Rezession kommen, so werden die Firmengewinne sinken und die Börsen auch. Geschieht das aber nicht, werden wir nochmals ein tolles Börsenjahr sehen.


USA vs. Europa


Viele haben Europa abgeschrieben und investieren nur noch in den USA.

Quelle: X: Hedgeye, @Hedgeye, 15.12.2024


Die Grafik zeigt die Entwicklung der US-Aktienmärkte ohne NVIDIA (blau) und Europa (grün) seit dem Beginn des aktuellen Bullenzyklus. In der Betrachtung hat Europa sogar die Nase vorn. Europa ist also gar nicht so schlecht, wie viele denken. Es liegt, wie fast bei allen Grafiken, alles an NVIDIA.


Wachstums- vs. Substanztitel

Quelle: X: Jason Goepfert, @jasongoepfert, 16.12.2024


Die Grafik zeigt die Differenz zwischen Substanztitel (Value, Aktien wie Nestlé oder Coca-Cola) und Wachstumstitel (Growth, Aktien wie Apple, Tesla oder NVIDIA). Von 1836 bis 2006 waren Substanztitel der Ort, an dem man investiert sein musste. Es gab nur wenige Ausnahmen wie 1991 oder während der Dotcom-Blase.

Aber seit 2006 tickt die Börsenwelt anders. Es sind nur noch Wachstumsaktien gefragt. Alles spricht nur über Tesla, NVIDIA etc. Die Differenz zwischen Substanzwerten und Wachstumswerten ist auf dem Stand wie 1991 oder 2000 angelangt.

Wir haben schon 2024 mehrheitlich auf Substanzwerte gesetzt. Das führte dazu, dass wir in NVIDIA untergewichtet waren. Dennoch konnten wir für fast alle Kunden ein sehr zufriedenstellendes Resultat mit weniger grösseren Schwankungen erreichen. Wir behalten 2025 diese Strategie daher bei.



Der schwarze Schwan


Als schwarzen Schwan bezeichnet man ein Ereignis, das aussergewöhnlich ist und wenn es eintritt, alles verändert. Unsere Prognose für 2025 ist generell positiv und fast identisch wie Prognose von Thomas Lee zu Beginn des Artikels.

Die folgenden Ereignisse könnten aber alles in einem anderen Licht erscheinen lassen:


  • Nvidia Crash

  • Trump ausser Rand und Band

  • US 10-Jahres-Staatsanleihe steigt auf über 6%

  • Geopolitik eskaliert (Eskalation im Mittleren Osten lässt den Ölpreis explodieren, Angriff von China auf Taiwan)

  • China gelingt es nicht, sich aus der Immobilienkrise zu befreien.



Weihnachtspause


Marmot verabschiedet sich nun in die Weihnachtspause. Über die Weihnachtstage werden fast keine wichtigen Börsennachrichten veröffentlicht, über die es sich zu berichten lohnt. Wir sind wieder zurück in der zweiten Januarwoche.



Zusätzliche Bildquellen: Anfangsgrafik Designed by Freepik


Disclaimer:

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